Der totale Rückfall


Mich hat es eigentlich sehr schleichend erwischt, aber doch so viel, dass es ein sehr schwerwiegender Rückfall werden sollte. Vielleicht der letzte, das hoffe ich heute. Er sollte jedoch so schlimm werden, dass ich mich wahrscheinlich ewig daran erinnere und voller Demut daran denke es niemals wieder zu tun.




W
ie so mancher Rückfall beginnt er damit, dass man sich sicher fühlt. So sicher! Einen großartigen Job, eine neue Freundin und das Gefühl es geschafft zu haben.
Man fühlt sich gut und man fühlt sich als der Größte. Denn man hatte es ja geschafft.
Bei mir war es genau so. Ich hatte es geschafft trocken zu sein. Ich konnte dabei zu sehen, wenn andere neben mir etwas getrunken haben. Es machte mir gar nichts aus jemanden zu beobachten der am Abend zuvor mal etwas mehr getrunken hatte als zu ertragen war. Ich war mir sicher: „Mich haut nichts mehr um“.

Die Arbeit, die mir eigentlich sehr gefiel, wurde mehr und ich viel wieder in mein gewohntes Muster zurück immer der Beste sein zu müssen. Alles rund um mich habe ich mit Bravour gemeistert. Die Mitarbeiter um mich herum waren neidisch und jeder kam immer mich, um Rat zu fragen, wenn es mal IT Technisch nicht funktioniert hat. Ich löste Probleme, wo sich jeder gedacht hat, dass es nicht möglich. Ja, so bin ich, und es schlummert heute noch in mir. Ich muss der Beste sein.
Da ich ja so gut war, hatte ich mir auch gedacht, dass ich mit den anderen auch mal mitgehen könne zu feiern. Alles funktionierte, auch ohne Alkohol. Eines hatte ich jedoch nicht erkannt. Es wurde immer schwieriger für mich zu widerstehen. Etwas in mir wehrte sich immer mehr dagegen anzukämpfen.

Wahrscheinlich, wenn nicht auch noch private Probleme aufgetaucht wären, hätte ich nie mehr wieder nach einer Flasche gegriffen. Doch wie heißt es so schön: “, wenn das kleine Wörtchen, wenn nicht wäre“.

Ich hatte zu dieser Zeit eine neue Beziehung und es lief alles gut. Doch hatte ich auch noch da meine Ex Frau, die Kinder die 300 km weit weg gewohnt hatten. Irgendwie hing ich noch an meiner EX. Doch habe ich auch zu dieser Zeit wirklich aufs Neue verliebt. Doch das hieß nicht, dass nicht mehr unter der Scheidung von meiner Ex Frau und den schwierigen Kontakt zu meinen Kindern gelitten habe. Ich habe es mir zwar nicht eingestanden, doch war noch tief in mir der Schmerz.

Als also eines Tages, die Arbeit zu viel wurde, die Probleme mit der Ex mehr wurden, konnte mich auch mein neues Glück nicht davon abhalten einen Schluck Alkohol zu nehmen, um die Sorgen zu vergessen die meinem Leben damals nicht gefallen haben. Die Sorgen wurden mehr und aus einmal mit den Kollegen nach der Arbeit mal was zu trinken, wurde dann im Endeffekt ein „Flasche kaufen und allein trinken“.

Zuerst dachte ich noch das unter Kontrolle zu haben, doch sehr schnell war sie da wieder: „Die Flasche Wodka in meinem Rucksack“. Die Flasche die ich immer mit hatte. Die Flasche, für die ich KM weit laufen würde, um sie mit mir zu haben.

Es ging dann ganz schnell, und ich habe dann auch schon bemerkt wieder ein Problem zu haben. Selbstmitleid, Stress und Probleme trieben mich dann immer wieder neu hinein. Die neue Beziehung konnte mich nur kurzfristig aus der Misere reißen. Doch immer wieder hat es meine neue Freundin geschafft, mir mit unserer gemeinsamen verbrachten Zeit die Lust auf Alkohol zu nehmen.
Dies allerdings auch nur für einen gewissen Zeitraum. Das Trinken wurde mehr und ich war dann auch manchmal bei Ihr betrunken. Ich habe nicht neben Ihr oder mit Ihr getrunken, sondern während der Arbeit und heimlich bei Ihr zu Hause, hatte ich doch meinen Rucksack wo die Flasche so gut aufgehoben war.

Bis sie mich dann eines Tages direkt beim trinken erwischt hat. Es wird immer wahrgenommen! Da kann man sich Mühe geben so viel man will, um es zu verheimlichen.
Nun wusste Sie Bescheid und ich hatte Angst wie sie damit umgeht. Noch eine Sorge mehr. Und was tat ich:“Ich trank noch mehr“. Es ging sogar so weit, dass ich einmal dann sturzbetrunken vor Ihrer Türe stand und sie mich nicht mehr rein ließ. Als sie am Morgen dann zur Arbeit ging hat sie mich vor Ihrer Tür einfach ignoriert.

Ich war so betrunken, dass ich ein paar Stunden vor Ihrer Tür schlief, um dann das Weite zu suchen.
Ich dachte:“Nun ist alles aus“, „alles hat keinen Sinn mehr“. Ich fühlte mich schlecht und wie das Letzte. Hatte ich mir doch mal wieder alles versaut.

Als ich dann von Ihr weg ging hatte ich den Entschluss gefasst nun endgültig Schluss zu machen. Ich wollte nicht mehr. Noch einmal soviel Saufen, dass es zu Ende ist. Das war mein Plan. Doch passiert etwas auf dem Weg zum Bahnhof. Etwa zur Mitte des Weges, kam mir ein betrunkener Mensch entgegen. Er konnte nicht mehr gehen und fiel genau vor mir auf die Strasse. Dabei hatte er sich verletzt und das Blut von diesem Kerl war im Schnee. Ich versuchte zu helfen, war aber selbst nicht mehr in der Lage dazu. Zum Glück, kam noch eine Frau, die Ihr dann mit dem Kerl geholfen hat. Er hat dort auch gleich gewohnt, also konnte ich doch helfen.

Doch das Bild des Kerls ging am letzten Stück zum Bahnhof nicht mehr aus meinem Kopf. Die ganze Zeit sah ich den Typen vor mir und ich konnte an nichts anderes mehr denken. „So möchte ich nicht enden, Nein! So nicht“

Und doch kaufte ich mir noch eine Flasche. Ich konnte diese aber nicht mehr austrinken. Mir wurde schon im Zug nach Hause schlecht. Ich weiß heute nicht mehr wie es zuging, und was oder wer mir geholfen hat den Entschluss zu fassen ins Krankenhaus zu gehen. Heute kann ich ich auch nicht mehr erinnern wie ich dort hingekommen bin. Nur an das, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin kann ich mich noch erinnern. Ich hatte über einen Tag geschlafen und die Ärzte sagen wir ich hätte 3.2 Promille Alkohol in mir gehabt.

Dieser Mann, der vor mir hingefallen ist und die Angst, dass ich vielleicht genau so bin wie er hatten es bewirkt, den Wunsch in mir zu wecken nicht mehr zu trinken.
Seit diesem Krankenhaus Aufenthalt bin ich jetzt trocken, doch heute weiß ich auch dass man sich niemals zu sicher fühlen soll. Man sollte niemals vergessen was war, und sich vor Augen halten, dass es beim nächsten Mal sicher ums doppelte schlimmer wird.
Ja, ich habe heute den vollen Respekt vor dem Alkohol. Er ist ein Teufel, der in uns allen ist, den man aber entgegentreten kann, wenn man das auch will.

Ich darf nicht trinken“ hilft hier gar nichts. Man muss den Willen haben! Heute sage ich nur: „Ich will nichts mehr trinken“. Ich will echt nicht mehr.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wir sind übersiedelt

Hallo Die Blog Webseite ist übersiedelt auf  https://www.alkoholundfolgen.com Der Grund dafür ist, dass es hier mehr Möglichkeiten gi...