Mich hat es eigentlich sehr schleichend erwischt, aber doch so
viel, dass es ein sehr schwerwiegender Rückfall werden sollte. Vielleicht der
letzte, das hoffe ich heute. Er sollte jedoch so schlimm werden, dass ich mich
wahrscheinlich ewig daran erinnere und voller Demut daran denke es niemals
wieder zu tun.
Man fühlt sich gut und man fühlt sich als der Größte. Denn
man hatte es ja geschafft.
Bei mir war es genau so. Ich hatte es geschafft trocken zu
sein. Ich konnte dabei zu sehen, wenn andere neben mir etwas getrunken haben.
Es machte mir gar nichts aus jemanden zu beobachten der am Abend zuvor mal
etwas mehr getrunken hatte als zu ertragen war. Ich war mir sicher: „Mich haut
nichts mehr um“.
Die Arbeit, die mir eigentlich sehr gefiel, wurde mehr und
ich viel wieder in mein gewohntes Muster zurück immer der Beste sein zu müssen.
Alles rund um mich habe ich mit Bravour gemeistert. Die Mitarbeiter um mich
herum waren neidisch und jeder kam immer mich, um Rat zu fragen, wenn es mal IT
Technisch nicht funktioniert hat. Ich löste Probleme, wo sich jeder gedacht
hat, dass es nicht möglich. Ja, so bin ich, und es schlummert heute noch in
mir. Ich muss der Beste sein.
Da ich ja so gut war, hatte ich mir auch gedacht, dass ich mit
den anderen auch mal mitgehen könne zu feiern. Alles funktionierte, auch ohne
Alkohol. Eines hatte ich jedoch nicht erkannt. Es wurde immer schwieriger für
mich zu widerstehen. Etwas in mir wehrte sich immer mehr dagegen anzukämpfen.
Wahrscheinlich, wenn nicht auch noch private Probleme
aufgetaucht wären, hätte ich nie mehr wieder nach einer Flasche gegriffen. Doch
wie heißt es so schön: “, wenn das kleine Wörtchen, wenn nicht wäre“.
Ich hatte zu dieser Zeit eine neue Beziehung und es lief
alles gut. Doch hatte ich auch noch da meine Ex Frau, die Kinder die 300 km weit
weg gewohnt hatten. Irgendwie hing ich noch an meiner EX. Doch habe ich auch zu
dieser Zeit wirklich aufs Neue verliebt. Doch das hieß nicht, dass nicht mehr
unter der Scheidung von meiner Ex Frau und den schwierigen Kontakt zu meinen
Kindern gelitten habe. Ich habe es mir zwar nicht eingestanden, doch war noch
tief in mir der Schmerz.
Als also eines Tages, die Arbeit zu viel wurde, die Probleme
mit der Ex mehr wurden, konnte mich auch mein neues Glück nicht davon abhalten
einen Schluck Alkohol zu nehmen, um die Sorgen zu vergessen die meinem Leben
damals nicht gefallen haben. Die Sorgen wurden mehr und aus einmal mit den
Kollegen nach der Arbeit mal was zu trinken, wurde dann im Endeffekt ein „Flasche
kaufen und allein trinken“.
Zuerst dachte ich noch das unter Kontrolle zu haben, doch
sehr schnell war sie da wieder: „Die Flasche Wodka in meinem Rucksack“. Die
Flasche die ich immer mit hatte. Die Flasche, für die ich KM weit laufen würde,
um sie mit mir zu haben.
Es ging dann ganz schnell, und ich habe dann auch schon
bemerkt wieder ein Problem zu haben. Selbstmitleid, Stress und Probleme trieben
mich dann immer wieder neu hinein. Die neue Beziehung konnte mich nur
kurzfristig aus der Misere reißen. Doch immer wieder hat es meine neue
Freundin geschafft, mir mit unserer gemeinsamen verbrachten Zeit die Lust auf
Alkohol zu nehmen.
Dies allerdings auch nur für einen gewissen Zeitraum. Das
Trinken wurde mehr und ich war dann auch manchmal bei Ihr betrunken. Ich habe
nicht neben Ihr oder mit Ihr getrunken, sondern während der Arbeit und heimlich
bei Ihr zu Hause, hatte ich doch meinen Rucksack wo die Flasche so gut
aufgehoben war.
Bis sie mich dann eines Tages direkt beim trinken erwischt
hat. Es wird immer wahrgenommen! Da kann man sich Mühe geben so viel man will,
um es zu verheimlichen.
Nun wusste Sie Bescheid und ich hatte Angst wie sie damit
umgeht. Noch eine Sorge mehr. Und was tat ich:“Ich trank noch mehr“. Es ging
sogar so weit, dass ich einmal dann sturzbetrunken vor Ihrer Türe stand und sie
mich nicht mehr rein ließ. Als sie am Morgen dann zur Arbeit ging hat sie mich
vor Ihrer Tür einfach ignoriert.
Ich war so betrunken, dass ich ein paar Stunden vor Ihrer
Tür schlief, um dann das Weite zu suchen.
Ich dachte:“Nun ist alles aus“, „alles hat keinen Sinn
mehr“. Ich fühlte mich schlecht und wie das Letzte. Hatte ich mir doch mal
wieder alles versaut.
Als ich dann von Ihr weg ging hatte ich den Entschluss
gefasst nun endgültig Schluss zu machen. Ich wollte nicht mehr. Noch einmal
soviel Saufen, dass es zu Ende ist. Das war mein Plan. Doch passiert etwas auf
dem Weg zum Bahnhof. Etwa zur Mitte des Weges, kam mir ein betrunkener Mensch
entgegen. Er konnte nicht mehr gehen und fiel genau vor mir auf die Strasse.
Dabei hatte er sich verletzt und das Blut von diesem Kerl war im Schnee. Ich
versuchte zu helfen, war aber selbst nicht mehr in der Lage dazu. Zum Glück,
kam noch eine Frau, die Ihr dann mit dem Kerl geholfen hat. Er hat dort auch
gleich gewohnt, also konnte ich doch helfen.
Doch das Bild des Kerls ging am letzten Stück zum Bahnhof
nicht mehr aus meinem Kopf. Die ganze Zeit sah ich den Typen vor mir und ich
konnte an nichts anderes mehr denken. „So möchte ich nicht enden, Nein! So
nicht“
Und doch kaufte ich mir noch eine Flasche. Ich konnte diese
aber nicht mehr austrinken. Mir wurde schon im Zug nach Hause schlecht. Ich
weiß heute nicht mehr wie es zuging, und was oder wer mir geholfen hat den
Entschluss zu fassen ins Krankenhaus zu gehen. Heute kann ich ich auch nicht
mehr erinnern wie ich dort hingekommen bin. Nur an das, dass ich im Krankenhaus
aufgewacht bin kann ich mich noch erinnern. Ich hatte über einen Tag geschlafen
und die Ärzte sagen wir ich hätte 3.2 Promille Alkohol in mir gehabt.
Dieser Mann, der vor mir hingefallen ist und die Angst, dass
ich vielleicht genau so bin wie er hatten es bewirkt, den Wunsch in mir zu
wecken nicht mehr zu trinken.
Seit diesem Krankenhaus Aufenthalt bin ich jetzt trocken,
doch heute weiß ich auch dass man sich niemals zu sicher fühlen soll. Man
sollte niemals vergessen was war, und sich vor Augen halten, dass es beim
nächsten Mal sicher ums doppelte schlimmer wird.
Ja, ich habe heute den vollen Respekt vor dem Alkohol. Er
ist ein Teufel, der in uns allen ist, den man aber entgegentreten kann, wenn
man das auch will.
„Ich darf nicht trinken“ hilft hier gar nichts. Man muss den
Willen haben! Heute sage ich nur: „Ich will nichts mehr trinken“.
Ich will echt nicht mehr.
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